Kafka und Kierkegaard
Meditation über die letzten Dinge
von Hideo NAKAZAWA
(Professor Emeritus der Universität Tokio
e-mail: friede51#gmail.com #=@ )
Die vorliegende Arbeit
versucht, anhand der Kierkegaard-Übersetzung sowie der Sekundärliteratur, die
Kafka las, seine schwer verständliche Kierkegaard-Deutung zu erhellen. Der
Schlüssel zur Auslegung der acht Kierkegaard-Aphorismen Kafkas im Oktavheft H
ist der Kierkegaardsche Begriff der „doppelten Bewegung“ in Furcht und Zittern, den Kafka scharf
kritisierte. Der Autor enträtselt auch Kafkas „tiefsinnige“ Kommentare zu
Kierkegaard in den Briefen an Max Brod, indem er sie in Kafkas und Brods
Lebenssituation setzt und aus diesem Kontext heraus deutet. Was sich daraus
ergibt, ist Kafkas erstaunliche Umdeutung von Kierkegaard und auch die
Tatsache, daß sie mit seiner Auseinandersetzung mit der Religionsphilosophie
Brods eng zusammenhängt. Die Arbeit bietet eine Einführung in einen höchst
interessanten philosophischen Dialog zwischen Kafka und Brod sowie in ihre
menschlichen – allzumenschlichen – Lebensdramen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Brods Interpretation und deren Einfluß
Forschungen in der nach-existentialistischen Zeit
„Sören Kierkegaards Wirkung auf Franz Kafka“ von Helge
Miethe
„Existenz und Transzendenz bei Kierkegaard und Kafka“ von
Hanna Rollman-Romanowski
Zur vorliegenden Arbeit
Kapitel 1 „Buch des
Richters“ und Felice Bauer
Kafkas Kierkegaard-Lektüre
„Buch des Richters“
Beziehung mit Felice
Notwendigkeit menschlichen Beisammenseins
Für und gegen die Heirat
Ähnlichkeit zwischen Kafka und Kierkegaard
Verlobung und Entlobung mit Felice
Kapitel 2 Die
Problematik des Westjudentums
Das Jüdische Volksheim
Krankheit
Acht Oktavhefte und Tagebuchhefte
Anfang am 18. Oktober
Kombination des Datums und des Aphorismus
Die Umrisse meines bisherigen Lebens nachziehen
Repräsentant des Westjudentums
Anfang und Ende der Zürauer Aphorismen
Waffen der aphoristischen Meditation
Schwer sinkende Hand des Christentums
Jüdische Übergangsgeneration
Der letzte Zipfel des davonfliegenden jüdischen
Gebetmantels
Die Kernfrage
Kapitel 3 Kafkas
Auseinandersetzung mit „Furcht und Zittern“
Widerwillen gegen „Entweder/Oder“
Bemerkung über Kassner
„Der Augenblick“
Doppelte Bewegung von „Furcht und Zittern“
Die Nichtmitteilbarkeit des Paradoxes
Nicht-Eindeutigkeit
Ruhe im Allgemeinen
„Erlebnis und Intention“ von Felix Weltsch
Baum der Erkenntnis und Baum des Lebens
Der perspektivische Dualismus
Zeit und Ewigkeit
Hin und Her zwischen Einzelnem und Allgemeinem
Möbelwagen
Sprungbrett in die Welt
Aufbauende Zerstörung oder der Zauberwagen
Das unlenkbare Luftschiff
Kapitel 4 Das
Unzerstörbare: Kafkas Dialog mit Schopenhauer und Tolstoi
Aphorismen über Glauben und Rechtfertigung
Aufzeichnungen über Tod
Kafkas Schopenhauer-Lektüre
Das Unzerstörbare
Kafkas Tolstoi-Lektüre
„Auferstehung“
Messianismus ohne Messias
Die christliche Lehre von Tolstoi
Der zügelloseste Individualismus des Glaubens
Das göttliche Wesen und das Unzerstörbare
Verneinung der Persönlichkeit Gottes
Kafkas drei Glaubensauffassungen
Ewige Entwicklung
Positivität des Leidens
Notwendigkeit der Selbstzerstörung
Kapitel 5 Wandel der
Religionsphilosophie Max Brods
Wichtigkeit der Religionsphilosophie Brods
Schopenhauerianer-Stadium
„Ein tschechisches Dienstmädchen“
Bar Kochba und Martin Buber
Ostjüdische Schauspielertruppe
Erweckung zur jüdischen Identität: „Jüdinnen“ und „Arnold
Beer“
Felix Weltsch und „Anschauung und Begriff“
Hugo Bergmann und „Die Heiligung des Namens“
„Tycho Brahes Weg zu Gott“
Debatte mit Franz Werfel
„Eine Königin Esther“
„Das große Wagnis“
Ausgleich von Freiheit und Gnade in „Heidentum
Christentum Judentum“
Kapitel 6 Briefliche
Diskussion zwischen Kafka und Brod (1)
Über „Stadien auf dem Lebensweg“
Kafkas Positivität
Ehe-Verwirklichung als Kierkegaards Hauptsache
Gefühle der Kälte
Zwei Gläser
Kierkegaards Positivität
Ratschlag an Max und Elsa
Kapitel 7 Briefliche
Diskussion zwischen Kafka und Brod (2)
Verlust der Willensfreiheit
Paul Adler und Verzweiflung der Endlichkeit
Durchreflektiertheit
Einwand gegen die Übersetzung von Christoph Schrempf
Über „Eine Möglichkeit“
Widerspruchsvolle Buchveröffentlichung
Kompromittierende Bücher Kierkegaards
I. Pseudonyme Schriften
II. Halbpseudonyme Schriften
III. Kierkegaards offener Kampf gegen das offizielle
Christentum
Kierkegaards negative Gottesauffassung
Brods positive Gottesauffassung
Ist Kierkegaards religiöse Lage klar?
Vergewaltigung der Welt
Nicht aus dem Talmud
Gott der Selbstquälerei
Vaterkomplex und Psychoanalyse
Doppelbewegung und Diesseitswunder
Gnade, Religiosität A und B
Mißverständnis durch Verständnis
Kapitel 8 Dialoge über
„die letzten Dinge“
Brods Heidentumsverständnis
Kafkas Bezugnahme auf „Die Geburt der Tragödie“
Das entscheidend Göttliche
Dialoge durch Bücher
Das Zettelkonvolut und der Aufsatz von Weltsch
Julie und „Er-Reihe“
„Gnade und Freiheit“ von Weltsch
Milena und der Beginn des „Kriegsdienstes“
Konvolut 1920 und „Osmose“
Konvolut 1920 und die Oktavhefte
1) Poseidon
2) Turm von Babel
3) Aphorismen
Kombination von Datum und Aphorismen im Konvolut 1920
Zweite Editionsarbeit der Zettelaphorismen in Prag
Zürauer Aphorismen als Form des Gebetes
1) Unbrauchbarer Hammer
2) Schreiben als Form des Gebetes
3) Unvollendete Statue
Exkurs 1 Tolstoi und
Schopenhauer
Exkurs 2 Kafkas
Kommentare zu „Das große Wagnis“
Exkurs 3 Acht Zusatzaphorismen
von 1920
Bibliographie