Kafka und Kierkegaard

Meditation über die letzten Dinge

 

iudicium Verlag 2016, 36 Euro

 

von Hideo NAKAZAWA

(Professor Emeritus der Universität Tokio

e-mail: friede51#gmail.com #=@ )

 

 

Die vorliegende Arbeit versucht, anhand der Kierkegaard-Übersetzung sowie der Sekundärliteratur, die Kafka las, seine schwer verständliche Kierkegaard-Deutung zu erhellen. Der Schlüssel zur Auslegung der acht Kierkegaard-Aphorismen Kafkas im Oktavheft H ist der Kierkegaardsche Begriff der „doppelten Bewegung“ in Furcht und Zittern, den Kafka scharf kritisierte. Der Autor enträtselt auch Kafkas „tiefsinnige“ Kommentare zu Kierkegaard in den Briefen an Max Brod, indem er sie in Kafkas und Brods Lebenssituation setzt und aus diesem Kontext heraus deutet. Was sich daraus ergibt, ist Kafkas erstaunliche Umdeutung von Kierkegaard und auch die Tatsache, daß sie mit seiner Auseinandersetzung mit der Religionsphilosophie Brods eng zusammenhängt. Die Arbeit bietet eine Einführung in einen höchst interessanten philosophischen Dialog zwischen Kafka und Brod sowie in ihre menschlichen – allzumenschlichen – Lebensdramen.

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Einleitung

Brods Interpretation und deren Einfluß

Forschungen in der nach-existentialistischen Zeit

„Sören Kierkegaards Wirkung auf Franz Kafka“ von Helge Miethe

„Existenz und Transzendenz bei Kierkegaard und Kafka“ von Hanna Rollman-Romanowski

Zur vorliegenden Arbeit

 

Kapitel 1 „Buch des Richters“ und Felice Bauer

Kafkas Kierkegaard-Lektüre

„Buch des Richters“

Beziehung mit Felice

Notwendigkeit menschlichen Beisammenseins

Für und gegen die Heirat

Ähnlichkeit zwischen Kafka und Kierkegaard

Verlobung und Entlobung mit Felice

 

Kapitel 2 Die Problematik des Westjudentums

Das Jüdische Volksheim

Krankheit

Acht Oktavhefte und Tagebuchhefte

Anfang am 18. Oktober

Kombination des Datums und des Aphorismus

Die Umrisse meines bisherigen Lebens nachziehen

Repräsentant des Westjudentums

Anfang und Ende der Zürauer Aphorismen

Waffen der aphoristischen Meditation

Schwer sinkende Hand des Christentums

Jüdische Übergangsgeneration

Der letzte Zipfel des davonfliegenden jüdischen Gebetmantels

Die Kernfrage

 

Kapitel 3 Kafkas Auseinandersetzung mit „Furcht und Zittern“

Widerwillen gegen „Entweder/Oder“

Bemerkung über Kassner

„Der Augenblick“

Doppelte Bewegung von „Furcht und Zittern“

Die Nichtmitteilbarkeit des Paradoxes

Nicht-Eindeutigkeit

Ruhe im Allgemeinen

„Erlebnis und Intention“ von Felix Weltsch

Baum der Erkenntnis und Baum des Lebens

Der perspektivische Dualismus

Zeit und Ewigkeit

Hin und Her zwischen Einzelnem und Allgemeinem

Möbelwagen

Sprungbrett in die Welt

Aufbauende Zerstörung oder der Zauberwagen

Das unlenkbare Luftschiff

 

Kapitel 4 Das Unzerstörbare: Kafkas Dialog mit Schopenhauer und Tolstoi

Aphorismen über Glauben und Rechtfertigung

Aufzeichnungen über Tod

Kafkas Schopenhauer-Lektüre

Das Unzerstörbare

Kafkas Tolstoi-Lektüre

„Auferstehung“

Messianismus ohne Messias

Die christliche Lehre von Tolstoi

Der zügelloseste Individualismus des Glaubens

Das göttliche Wesen und das Unzerstörbare

Verneinung der Persönlichkeit Gottes

Kafkas drei Glaubensauffassungen

Ewige Entwicklung

Positivität des Leidens

Notwendigkeit der Selbstzerstörung

 

Kapitel 5 Wandel der Religionsphilosophie Max Brods

Wichtigkeit der Religionsphilosophie Brods

Schopenhauerianer-Stadium

„Ein tschechisches Dienstmädchen“

Bar Kochba und Martin Buber

Ostjüdische Schauspielertruppe

Erweckung zur jüdischen Identität: „Jüdinnen“ und „Arnold Beer“

Felix Weltsch und „Anschauung und Begriff“

Hugo Bergmann und „Die Heiligung des Namens“

„Tycho Brahes Weg zu Gott“

Debatte mit Franz Werfel

„Eine Königin Esther“

„Das große Wagnis“

Ausgleich von Freiheit und Gnade in „Heidentum Christentum Judentum“

 

Kapitel 6 Briefliche Diskussion zwischen Kafka und Brod (1)

Über „Stadien auf dem Lebensweg“

Kafkas Positivität

Ehe-Verwirklichung als Kierkegaards Hauptsache

Gefühle der Kälte

Zwei Gläser

Kierkegaards Positivität

Ratschlag an Max und Elsa

 

Kapitel 7 Briefliche Diskussion zwischen Kafka und Brod (2)

Verlust der Willensfreiheit

Paul Adler und Verzweiflung der Endlichkeit

Durchreflektiertheit

Einwand gegen die Übersetzung von Christoph Schrempf

Über „Eine Möglichkeit“

Widerspruchsvolle Buchveröffentlichung

Kompromittierende Bücher Kierkegaards

I. Pseudonyme Schriften

II. Halbpseudonyme Schriften

III. Kierkegaards offener Kampf gegen das offizielle Christentum

Kierkegaards negative Gottesauffassung

Brods positive Gottesauffassung

Ist Kierkegaards religiöse Lage klar?

Vergewaltigung der Welt

Nicht aus dem Talmud

Gott der Selbstquälerei

Vaterkomplex und Psychoanalyse

Doppelbewegung und Diesseitswunder

Gnade, Religiosität A und B

Mißverständnis durch Verständnis

 

Kapitel 8 Dialoge über „die letzten Dinge“

Brods Heidentumsverständnis

Kafkas Bezugnahme auf „Die Geburt der Tragödie“

Das entscheidend Göttliche

Dialoge durch Bücher

Das Zettelkonvolut und der Aufsatz von Weltsch

Julie und „Er-Reihe“

„Gnade und Freiheit“ von Weltsch

Milena und der Beginn des „Kriegsdienstes“

Konvolut 1920 und „Osmose“

Konvolut 1920 und die Oktavhefte

1) Poseidon

2) Turm von Babel

3) Aphorismen

Kombination von Datum und Aphorismen im Konvolut 1920

Zweite Editionsarbeit der Zettelaphorismen in Prag

Zürauer Aphorismen als Form des Gebetes

1) Unbrauchbarer Hammer

2) Schreiben als Form des Gebetes

3) Unvollendete Statue

 

Exkurs 1 Tolstoi und Schopenhauer

Exkurs 2 Kafkas Kommentare zu „Das große Wagnis“

Exkurs 3 Acht Zusatzaphorismen von 1920

Bibliographie

 

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