Kafka und Buber:
Beim Bau der chinesischen Mauer und seine Satellitenwerke
von Hideo NAKAZAWA
(Professor Emeritus der Universität
Tokio
e-mail: friede51#gmail.com #=@ )
Das Verhältnis zwischen Franz Kafka und Martin Buber ist
aus Kafkas Briefen an Buber, an seine Freunde und auch an seine Geliebte Felice
Bauer einigermaßen nachzuvollziehen. Aber seine wenigen Äußerungen über Buber
sind nicht genug, um sein Verhältnis zu Buber zu erhellen. Die vorliegende
Arbeit versucht, in einigen Werken von Kafka die Figuren zu ermitteln, die auf
Buber hinzudeuten scheinen, indem sie herausarbeitet, wie Kafka dort einige
Lieblingswörter Bubers verwertete: Verantwortung, Einheit, Blut, entzweien usw.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Deutung von Beim Bau der chinesischen Mauer. Um diese
Erzählung kreisen einige Werke, die mit dem China-Werk thematisch und motivisch
zusammenhängen, wie Der Gruftwächter,
Kastengeist, Der Nachbar, Schakale und
Araber, Ein Bericht für eine Akademie,
Die Abweisung, Zur Frage der Gesetze und Das
Stadtwappen, die sich als „Satellitenwerke“ des China-Werks bezeichnen
lassen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 5
Kapitel 1
Bubers Zionismus und Chassidismus 10
Haskala und Chassidismus 10
Teilnahme am Zionismus 12
Forschungen zum Chassidismus 14
„Drei Reden über das Judentum“ 16
Religion und Religiosität 18
Kapitel 2
Über „Die Chinesische Mauer“ 20
Kafka und China 20
Rätselhafte Widmung
21
Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft 22
Interesse für das Jüdische Volksheim 23
Herzls politischer Zionismus und Bubers Kulturzionismus 25
Das Jüdische Volksheim und Martin Buber 26
Gleichnishaftigkeit des Werkes 27
Die Mauer und der Turm zu Babel 29
Kafkas Kritik an Buber 33
Kapitel 3 Zur
Führerschaft in „Die Chinesische Mauer“ 38
„Der Stadtbau“ – ein
Zwillingswerk von „Die Chinesische Mauer“ 38
Nationales Streben 41
Nathan Birnbaum über den Zionismus 45
Zionismus als nichtreligiöse Bewegung 46
Zionismus und Messianismus 47
Die alten ungeheuern Zeiten von Kafka 48
Überlieferung und Führerschaft 49
Nachbuchstabieren der Anordnungen 50
Jüdische Überlieferung – göttlich oder nur menschlich? 51
Unbegreiflichkeit des Teilbaus 52
Nationales und Universales in der messianischen Idee des
Judentums 53
Der restaurative und der utopische Messianismus 55
Säkularisierung des Messianismus in der Neuzeit 56
Hermann Cohens messianische Idee 57
Zionismus als Pseudo-Messianismus 58
Bubers messianische Idee 59
Cohens Kritik am Zionismus 60
Bubers Einspruch gegen Cohen 62
Weitere Diskussionen 63
Der Fluß im Frühjahr:
Tabuisierung des Ursprungs der jüdischen Überlieferung 64
„Der Stadtbau“ und ein
ostjüdischer Junge 66
Israel und Israels Friedensmission unter den Völkern 67
Kapitel 4
Kaiser und Kaisertum 70
Uneinheitlichkeit des Werkes 70
Allerundeutlichste Einrichtung 72
Machtloser Kaiser 74
Unerkennbarer Kaiser 76
Undeutlichkeit der Beschreibung des Erzählers 76
Informationsentfernung zwischen Hauptstadt und
Grenzgebiet 77
Ich-Erzähler als aufgeklärter Intellektueller 78
Zwei Bedeutungen von „Regieren“ und „Herrschen“ 80
Ist der Kaiser Gott? 81
Kaiser als Einigungszeichen 83
Kaisertum und Judentum 83
Religiöses und Völkisches im Judentum 86
Kaiser als sprachliches Zeichen 88
Druck der Vergangenheit 89
Eine kaiserliche Botschaft 92
„Ein altes Blatt“ 93
„Briefe aus Palästina“ von A. D.
Gordon 95
Schwäche der Glaubenskraft 96
Boden des Lebens 98
Kapitel 5 Das
Motiv vom bedenklichen Nachbarn und die vergessene Erzählung „Kastengeist“ 99
Der bedenkliche Nachbar 99
„Kastengeist“ 102
Buber als Rivale 104
Bubers Bücher 105
Rache an Buber 109
Kapitel 6
Schriftsteller und Volk in „Der Gruftwächter“ 111
Eintragungen im Oktavheft A 111
Inhalt der Segmente 117
Schwankende Charaktere 120
Zusammenhang mit „Die Chinesische Mauer“ 121
Doppelgestalt des Fürsten 123
Krise der jüdischen Identität 123
Wächter als Hauptfigur 125
Gruftwächter als Schriftsteller 125
Mausoleum und Gruft 129
Kammerherr, Obersthofmeister, Fürstin 130
Problem des Dienstes 131
Andere Erzählfragmente im Oktavheft A 133
Kapitel 7
Jüdische Bilder in „Schakale und Araber“ 135
Schulz-Behrends Frage an Buber 135
Herausgabe der Zeitschrift „Der Jude“ 136
Über die Veröffentlichung literarischer Werke 139
Was ist jüdische Dichtung? 140
Wandel der Auffassung Bubers 141
Jüdisches und Allgemein-Menschliches bei Bergmann 142
Vorbemerkung über Franz Werfel 144
Zwei Gleichnisse 145
Schakale 147
Reinheit 149
Blut und Ritualmord 151
A.
D. Gordons Kritik
an den Juden 153
Arbeit und Beruf 155
Streit, der die Welt entzweit 156
Rostige Nähschere 157
Kapitel 8 Assimilation
und Freiheit in „Ein Bericht für eine Akademie“ 159
Bisherige Deutungen 159
Jüdische Deutungen 160
Rotpeter als jüdischer Künstler 163
Hosen ausziehen 164
Zigeunerliteratur 165
Ausweg und Freiheit 166
Freiheit an der Goldküste 168
Der viel bewunderte Consul 170
Heinrich von Kleist 171
Fragmente 172
Gestrichene Stellen in B-Fragment III und IV 174
a) Tor
des Paradieses 174
b) Der
geflügelte Alte 176
c) Ausweg
des Affen und Ausweg des Menschen 178
Zwischen „Ein Landarzt“ und „Die Zürauer Aphorismen“ 178
Kapitel 9 Messianische
Zeit in „Zur Frage der Gesetze“ und „Das Stadtwappen“ 181
„Aus dem bolschewistischen
Rußland“ von Bertrand Russell 181
„Die besitzlose Arbeiterschaft“ 182
Orchester 185
Das spürbare Herrschende 187
Die Gesetze als Stütze 188
Unbegreifliche Herrschaft des Adels 190
Volkstradition 191
„Das Stadtwappen“ als Midrasch 192
Vom Turmbau zum Bau der Arbeiterstadt 193
Babylon und Prag 196
Endzeit und das Unzerstörbare 198
Bibliographie 202
Personenregister 208